Geschichte im Essener Norden

 

„Helfende Hände“ beim Aufbau von St. Anno:
Rolf Dieter Koch

Schon 1939 vor dem Krieg  wurde überlegt, in der Siedlung der Schachtanlage Helene eine Kirche zu bauen. Diese Siedlung war für die drei Kirchengemeinden St. Nikolaus in Stoppenberg, St. Hedwig und Herz Jesu in Altenessen ein Randgebiet. Die Seelsorge war dort war deshalb sehr schwierig. Erst nach dem Krieg konnte weiter geplant werden. 1958 gründete Dechant Bollig von St. Nikolaus ein „Aufbauwerk“ für eine neue Kirche. Als Bauplatz wurde das als „Spitzbubenbüschken“ bekannte Grundstück erworben. Im Krieg war an dieser Stelle eine Flakstellung gewesen. In diesem Teil Stoppenbergs sind ab 1970 viele neue Wohnungen gebaut worden: Einfamilienhäuser an der „Arendahls Wiese“, eine große Wohnsiedlung der Genossenschaft  E-Nord am Arendahls Hang und Hochhäuser der Essener Allbau am Nothofs Busch. Es zogen immer mehr junge Familien in diesen neuen „Stoppenberger Stadtteil“.

1967 beauftragte Bischof Franz Hengsbach Kaplan Schröder mit dem Aufbau des Seelsorgebezirks. In den Anfangszeiten gab es viele Probleme. Es mussten viele Verhandlungen geführt und die Finanzierung gesichert werden. In dieser Zeit hatte sich besonders
Rolf Dieter Koch vom Kirchenvorstand St. Nikolaus engagiert. Durch seine intensive Mitarbeit konnte die Finanzierung für die ersten Baumaßnahmen gesichert werden 1970 -71 wurde das Wohnhaus für Kaplan Schröder und die Küsterfamilie Krieg gebaut, 1969 begannen die Planungen für den Kindergarten, 1971 konnten die ersten Kinder aufgenommen werden Im gleichen Jahr wurde auch eine Baracke erworben und als erstes „Haus am Weg“ aufgebaut Bei allen Baumaßnahmen hat Rolf Dieter Koch seine beruflichen Kenntnisse genutzt.

Für seine Verdienste beim Aufbau der Gemeinde St. Anno wurde ihm am 6. Februar 1972 der Orden „Helfende Hände“ verliehen. Vor ihm hatte ihn nur noch Wilhelm Lüke, Vorsitzender der Wohnungsge-nossenschaft Essen-Nord bekommen. Er ist von einem Juwelier in Kevelaer angefertigt worden.


Der Großvater Hermann Koch kam aus Brandenburg und wurde Förster auf Zollverein. Die Familie wurde schnell in Essen heimisch. Rolf Dieter Koch ist 1927 geboren. Als Schüler wurde er mit 17 Jahren 1944 als Flakhelfer am Spitzbubenbüschken eingesetzt. Nach der Schule begann er 1948 eine kaufmännische Ausbildung bei der Bergbaugesellschaft Viktoria Mathias. Nach Studium und Weiterbildung wurde er bald in verantwortlichen Stellungen eingesetzt. Er wurde Prokurist und gestaltete über einen langen Zeitraum das Rechnungswesen der Firma maßgeblich mit.

Er arbeitete in vielen Gremien der Katholischen Kirche engagiert mit: im Kirchenvorstand von St. Nikolaus, im Kuratorium des Vincenz - Krankenhauses, im Kirchensteuerrat des Bistums Essen, als Vorsitzender der Schulpflegschaft des Gymnasiums am Stoppenberg und in vielen anderen Gremien. Auf Vorschlag des Bischofs von Essen verlieh ihm 1979 Papst Johannes Paul den Orden des Heiligen Silvester. 1982 ist er zum Vorsitzenden des Katholikenauschusses in Essen gewählt worden.

Mit St. Anno war er besonders verbunden. Der Aufbau einer neuen Gemeinde erinnerte ihn an seine Flakhelfertätigkeit an diesem Ort. Auf der Urkunde vom 19. März 1977 im Grundstein von St. Anno ist auch seine Unterschrift. Rolf Dieter Koch ist am 3. Februar 1983 ganz plötzlich verstorben  In vielen Anzeigen ist sein Wirken gewürdigt worden. Er ist auf dem Pfarrfriedhof am Stoppenberg begraben.

Heute gibt es St. Anno nicht mehr. Im Zuge von Reformen im Bistum Essen ist die Gemeinde am 16. März 2008 aufgelöst worden. Bei der letzten Messe in der Kirche hat keiner mehr an die vielen Helfer beim Aufbau gedacht und Danke gesagt. Die Stadt Essen hat im März 2008 im Neubaugebiet an der Essener Straße zwei neue Straßen nach Rolf Dieter Koch und Dechant Bollig benannt und damit ihre Arbeit in Stoppenberg gewürdigt.


Mein Dank gilt Frau Koch, die mir an zwei langen Vormittagen viel über Ihren Mann erzählt und Einblick in ihre Unterlagen gestattet hat.


16.07.2012 Günter Napierala,
Altenessener Geschichtskreis